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April 2023

Entrada – zu deutsch: Eingang – heißt dieses in vielerlei Hinsicht ungewöhnliche Gemälde von Eberhard Schlotter. Auf den ersten Blick scheint es ein Bild quasi gegenstandsloser, schwach farbiger Flächen zu sein. Dargestellt ist jedoch eine Türöffnung in einer grob verputzten Wand, die den Blick auf einen sehr dunklen Flur freigibt. Auch eine blaue Tür sowie ein vor die Öffnung gehängtes Netz sind zu erkennen. Das Netz hat Schlotter tatsächlich mit Reißnägeln in der Leinwand befestigt. Damit wird das Gemälde zu einem Materialbild, in dem den Oberflächen die volle Aufmerksamkeit des Malers gilt. 

Als Eberhard Schlotter 1956 für einige Jahre Deutschland verließ, um in dem spanischen Fischerdorf Altea zu leben, beschäftigte er sich ganz bewusst mit alltäglichen Dingen. Die verwitterten Mauern, die Fenstergitter und uralten Holztüren der Häuser faszinierten ihn aufgrund ihrer Materialität. Während in Deutschland jeder Künstler, der auf sich hielt, begann, im Stile der französischen oder amerikanischen Gegenwartskunst zu malen – nämlich gegenstandslos – richtete Schlotter zunächst in Spanien, dann auch wieder in Deutschland seinen Blick auf die Dinge, die ihn umgaben. Ihn faszinierten die Folgen von Witterung, Alter oder auch Abnutzung durch täglichen Gebrauch.

Zu Mauern und Wänden, zu Farbe und Putz hatte Eberhard Schlotter aber auch noch eine besondere Beziehung: Er absolvierte auf Drängen seines Vaters eine Malerlehre. Das handwerkliche Wissen um die Beschaffenheit von Farbe, die Kenntnisse, die er für das Mischen und Auftragen der Farbe sowie für das Verputzen von Mauerwerk benötigte, haben ihm ein Leben lang auch in der Kunst gute Dienste erwiesen. Er liebte es, damit zu experimentieren. Er probierte Mischungen von (Künstler-)Farbe mit Sand, Putz oder Stoffen. Dabei reduzierte er in der Regel seine Farbpalette auf wenige, erdige Farben, um dem Vorbild (z.B. einer Hauswand) möglichst nahe zu kommen. Weil er auch eine Zeit lang gar keine farbigen Gemälde mehr anfertigte, sondern in Schwarz- und Grautönen arbeitete, vermutete man eine tiefere symbolische Bedeutung hinter diesen Materialbildern, etwa eine symbolhafte Darstellung von Vergehen und Sterben. Doch Schlotter selbst sagte: „…(die) Schönheit einer Mauer oder einer alten Tür, die mit abgeblätterten Farbschichten ein Lied singt, das interessiert mich, und da wartet noch viel Arbeit.“