August 2022
¡Qué calor!, 1964, Mischtechnik auf Leinwand, 80 x 70 cm
„Spanien ist wie ein Purgatorium, wie eine Reinigung des Sehens und der Sinne“, erklärte Eberhard Schlotter einmal seinem Galeristen Michael Stübler. „Und außerdem glauben Sie dort, die Zeit stände still, die Dinge bewegten sich nicht, […] wie für die Ewigkeit gebaut erscheinen dörfliche Architekturen, so träge liegen die Landschaften da. […] so muss für mich ein Bild sein, wie ein Porträt der Ewigkeit.“
In seinem Bild ¡Qué calor! aus dem Jahr 1964 kommt die angesprochene Ewigkeit bestens zum Ausdruck, weil vorwiegend Gestein und Gebirge dargestellt sind. Erst auf den zweiten Blick bemerkt man im Hintergrund noch ein Haus, dessen Form und Farbe sich von den felsigen Quadern des Vordergrundes kaum unterscheiden.
Auch die im Titel genannte Hitze ist geradezu spürbar: Das gleißende Licht eines heißen Sommertages verbannt die eigentlichen Farben aus dem Bild, es bleiben nur Grau- und Gelbtöne, und die reliefartige Oberfläche dieses Bildes verursacht tiefe Schatten. Außerdem bewirkt die Beimischung von Sand zur Farbe, dass das Staubige und Steinige der Landschaft noch intensiver zur Geltung kommt. Nichts Lebendiges ist zu sehen, ohne das Haus im Hintergrund wäre es die Darstellung einer Wüste.
Schlotter hatte mit seinen ersten so genannten „Leeren Bildern“ durchaus Erfolg in Deutschland. Die auf das Wesentlichste und Dinglichste beschränkten Darstellungen waren in ihrer Einfachheit auch rätselhaft und interessant. Schlotter selbst gab sich mit einmal gefundenen Lösungen oft nicht zufrieden und malte ähnliche Motive wieder und wieder als wäre er auf der Suche nach dem perfekten Bild. Auch die in brennender Sonne daliegende Landschaft inspirierte ihn zu vielen Bildern, die auszustellen wegen ihres heiklen Zustands, verursacht durch die Sandbeimischung, oft nicht möglich ist. Im virtuellen Schaulager der Stiftung ist neben Que calor! auch Hitze im Campo zu sehen.