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Dezember 2024

Phantastische Landschaft, 1973

Aquarell

Dieses auffällige Aquarell kam in einem Konvolut mehrerer Arbeiten auf Papier als Zustiftung aus Privatbesitz in den Bestand der Eberhard Schlotter Stiftung. Es zeigt in ungewöhnlich satten Farben eine gebirgige Landschaft, die zwar an die Umgebung Alteas erinnert, also dem spanischen Wohnsitz des Künstlers, dennoch keineswegs eine realistische Landschaft darstellt. Dies wird allein schon an der verwendeten Technik sichtbar: Schlotter hat die Farben teilweise nicht mit dem Pinsel aufgetragen, sondern ein mit Farbe getränktes Stück Stoff oder Papier auf den Malgrund abgedrückt. Dieses Abklatschverfahren hat er in den 1970er Jahren sehr oft in der Aquarellmalerei angewendet, um überraschende und ein wenig zufällige Effekte zu erzielen. Andere Bildteile wie etwa die gelbe Fläche oder die Zypressen hat er dagegen mit dem Pinsel gearbeitet. Dabei ist auffällig, wie gleichmäßig er die Farbe verteilt hat, so dass die Wirkung eines zuvor bereits gefärbten Malgrundes entsteht. Bei genauer Betrachtung der jeweiligen Farbgrenzen erkennt man jedoch, dass dies nicht möglich ist, denn die gelbe Farbe füllt die feinen Kanten und Kringel aus, die der Abklatsch frei gelassen hat, wobei hier und da der weiße Untergrund des Aquarellpapiers sichtbar blieb. 

Die Gruppe der Zypressen ist ein häufig wiederkehrendes Motiv in vielen Bildern Schlotters aus den 70er Jahren. Wahrscheinlich geht es auf eine tatsächlich bestehende Baumgruppe in der Nähe seines Wohnortes zurück, die er einmal „entdeckt“ und dann als interessantes Motiv in Aquarellen, Ölbildern und Zeichnungen verwendet hat, wenn er für die Komposition eine solche Gruppe gebrauchen konnte. Erst diese Baumgruppe macht das Aquarell zu einer Landschaftsdarstellung. Sie sind eindeutig zu erkennen und deuten die umgebenden farbigen Flächen als gebirgigen Landstrich.