Inhalt

Februar 2022

Sein Leben hat Eberhard Schlotter lang eine gewisse Affinität zu Schwarz gehabt. Vielleicht weil ihm, der auch Grafiker war, Schwarz in all seinen Schattierungen und Effekten sehr vertraut war. Aber auffälligerweise tauchen dann vermehrt schwarze Bilder in seinem Œuvre auf, wenn es galt, eine Krise zu bewältigen. Gleich zu Beginn seiner Karriere verwendete er bereits beachtlich viel Schwarz, denn er haderte mit der deutschen Kunstszene und fühlte sich in seiner Funktion als Vorsitzender der Darmstädter Sezession nicht wohl. Vor allem aber fühlte er – wie andere Kunstschaffende auch – eine existenzielle Bedrohung durch die massive Wiederaufrüstung der jungen BRD. Diese Krise mündete in eine erste Serie von 20 schwarzen Bildern, die 1962 bis 1964 entstanden. Diesen Bildern verwandt ist auch das Porträt von Arno Schmidt, das 1989 entstand, als der Schriftsteller bereits seit 10 Jahren tot war. Das Verhältnis der beiden Künstler zueinander kann als „schwierige Freundschaft“ bezeichnet werden, die sowohl von gegenseitigem Respekt als auch vom beiderseitigen Bewusstsein um Schmidts intellektuelle Überlegenheit geprägt war, der Schlotter seinerseits mit gesteigertem Selbstbewusstsein begegnete. So lässt sich vielleicht erklären, dass Arno Schmidt auf diesem Porträt wirkt, als störe der Betrachter. Der Dichter sitzt vor verschlossener Tür, die mit einer von Löwenmäulern gehaltenen Kette abgeriegelt ist. Er dreht sich um und blickt missgelaunt, aber auch ein wenig fragend den Betrachter an.

Merkwürdig ist die Lichtsituation: Das Licht leuchtet sowohl von rechts wie von links oben auf den Dargestellten herab. Dennoch sind keine Farben zu erkennen. Alles ist aus tiefem Schwarz herausgearbeitet, teilweise, durch Einarbeiten von Sand, sogar reliefartig hervorgehoben. Dadurch werden Teile des Bildes geradezu greifbar und Arno Schmidts Präsenz wird offenkundig.

Rätselhaft bleibt, warum und vor welcher Tür Schmidt sitzt, ob er dort wartet (warten muss?) oder in irgendein Tun vertieft war, bevor wir kamen und was sich wohl hinter der Tür befinden mag.

Auch dieses schwarze Gemälde gehört zu einer Reihe weiterer schwarzer Bilder. Die Rückkehr zu Schwarz mag mit der 1987 festgestellten Krebserkrankung seiner Frau Dorothea zusammenhängen, an der sie 1993 starb.