Juni 2022
Die blaue Tür, 1999, Mischtechnik auf Leinwand, 74 x 55
Nachdem Eberhard Schlotter sich seit Ende der 50er Jahre von den menschenleeren Stadtlandschaften als Motive langsam abwandte, entwickelte er Anfang der 60er Jahre ganz neue Kompositionsstrategien und fand vor allem Interesse an anderen Motiven. Die Werkphase der „leeren Bilder“ endete. Umso erstaunlicher ist es, dass er Mitte der 90er Jahre zu einer Variation dieser Bilder zurückfand, so als käme er nach einem über 40 Jahre währenden Umweg wieder an den Anfang. Natürlich hatte dieser „Umweg“ ihn künstlerisch gebildet, seine Technik verfeinert, seine Wahrnehmung geschärft. Die so genannten „Neuen leeren Bilder“ der 90er Jahre unterscheiden sich von den frühen Bildern durch zwei auffällige Eigenschaften: Sie sind extrem buntfarbig, und der Architekturausschnitt ist oft noch kleiner als bei den früheren Bildern, deren Motiv häufig Plätze sind.
Die beachtliche Buntfarbigkeit der Bilder erklärte Schlotter selbst als Resultat eines Reiseerlebnisses: „Ich finde also eine Landschaft vor, […] wo die Nebel ziehen, […] und die vegetationslose Bergwelt, die sich dann nach dem Meer zu in Wüste verwandelt. Und dort, wo ein kleines bisschen Wasser in die Landschaft hineinkommt, […] entstehen kleine Städtchen. Und diese Orte sind bunt. Und zwar ganz bunt in dieser […] Industriefarbigkeit.“ Folgerichtig malte Schlotter diese Bilder auch nicht in Öl, sondern mit Acrylfarben, die die grelle Farbigkeit von Industrieprodukten des 20. Jahrhunderts besser wiedergeben. Seinem Interesse an den Microstrukturen der Wand entsprechend mischte er die Farbe mit Füllstoffen, z.B. Sand, um die Materialität von Putz, Stein und Holz zu imitieren.
Nicht alle Bilder dieser Phase gehen auf Motive aus Peru zurück. Vielmehr übertrug der Maler diese Seherfahrung nun auch auf Motive seiner näheren Umgebung. Die blaue Tür gehört zu einem Haus im Hinterland von Altea in der südspanischen Provinz Alicante.