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April 2025

 Blatt aus einem Skizzenbuch: Dominica, 1976

 

Über das zeichnerische Werk von Eberhard Schlotter

„In einem Bekenntnis meines Bruders heißt es einmal: ‚Während wir anderen im Garten arbeiten mussten, durfte Eberhard zeichnen.‘ Jawohl, ich durfte zeichnen, und nach der Natur musste es sein. Ich lege Wert auf das Wort musste. ‚Die Lust des Schaffens in Weihestunden, das haben die Dilettanten erfunden, die Qual des Schaffens im Nie-genügen, das ist das wirkliche Künstlervergnügen‘, schrieb mir mein Vater […] gut lesbar auf einen Bogen Papier und pinnte ihn über mein Bett. […] Was er mir sagte, war richtig, er wusste es besser, und meine Tränen, die flossen, wenn er mit dem Radiergummi eine Tagesarbeit wegwischte und ich neu beginnen musste (durfte!), gehören nun mal dazu.“

So erinnerte sich Schlotter an die frühe Förderung seines Talents durch den strengen Vater. Seither hatte er sein Leben lang jeden Tag gezeichnet. Die Qual wurde zur Routine, die Routine schließlich irgendwann zur Lust – vielleicht sogar zu einer Art Sucht.

In 80 Jahren wären so allein dann 29.221 Zeichnungen entstanden, wenn er jeden Tag nur eine einzige Zeichnung gefertigt hätte. Tatsächlich waren es mehr als 80 Jahre, die er zeichnete und weit mehr als eine Zeichnung am Tag. Allein sein zeichnerisches Werk geht daher in die Hunderttausende. In der Stiftung lagern davon nur knapp 2000. Aus dem Nachlass kamen kürzlich mehrere Konvolute von Zeichnungen als Dauerleihgaben hinzu. Geschätzte Anzahl: ca. 250-300 Blatt. Diese zu katalogisieren und zu erfassen ist die derzeitige Hauptaufgabe der Kuratorin.