April 2024
Dieses bemerkenswerte Gemälde scheint auf den ersten Blick ein Stillleben zu sein, das Druckplatte, Walze, Druckerfarbe und Malermesser zeigt. Die Gegenstände liegen auf der Druckplatte und diese auf einem weißen Untergrund – vielleicht einem Bogen Papier – der seinerseits schwarz unterfangen ist. Es ist ein Bild ohne Farben, nur Schwarz und Weiß sowie Grautöne wurden verwendet.
Einerseits ist es natürlich ein Stillleben, aber die dargestellten Gegenstände verweisen auf die Druckgrafik, Schlotters zweite große Begabung. Eine Einführung in verschiedene Radiertechniken hatte Schlotter bereits im jugendlichen Alter an der Gewerbeschule seiner Heimatstadt Hildesheim erhalten. Seine frühen Radierungen aus den 1940-50er Jahren sind noch zarte Strichätzungen, denen man das Herantasten an das Medium noch anmerkt. Doch Experimentierfreude und sein enormer Fleiß führten bald zu einer Faszination für die Druckgrafik, und besonders die Radierung, sodass Schlotter in diesem Bereich einer der größten Meister des 20. Jahrhunderts werden sollte. Seine Serie von 162 Farbradierungen zu „Don Quijote“ von 1977-81 gehören zu den Aufsehen erregendsten grafischen Werken der Kunstgeschichte.
Als hätte er dies gewusst oder doch wenigstens angestrebt, malte er 1957 das vorliegende Bild von einigen seiner grafischen Werkzeuge. So wird das Stillleben zu einem raffinierten, indirekten Selbstbildnis, in dem der Maler sich als Grafiker präsentiert. (siehe auch: Abenteuer Archiv am 25.04.2024, 13:00 Uhr und 14:00 Uhr)